Der Aschaffenburger Maulaff ist ein bayerischer Heimatschatz
Heimatminister Albert Füracker und Kunstministerin Prof. Dr. med. Marion Kiechle prämierten am 13. Juli 2018 "100 Heimatschätze" - darunter war auch ein Aschaffenburger Exponat: der sogenannte "Maulaff".
Die Museen der Stadt Aschaffenburger erhalten wie alle anderen Preisträger ein Preisgeld von 1.000 Euro und wurden mit einer Urkunde ausgezeichnet. Den Preis nahm stellvertretend Ina Paulus, die Leiterin des Führungsnetzes Aschaffenburg entgegen.
Der „Maulaff“ ist eine Spielfigur aus dem Aschaffenburger Landschaftspark Schönbusch, der ab 1775 von dem Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Friedrich Karl von Erthal angelegt worden war. In die frühe Gestaltung des Parks gehörte das „Tal der Spiele“.
Der „Maulaff“ ist das einzige noch erhaltene Spielzeug aus dem ehemals mit Karussell, Schaukel, Vogelschießen, Kegelspielen u.a. für das höfische Spiel ausgestatteten Teil des Parks. Im Gartenplan von Emanuel Joseph von Herigoyen (1785 bis 1788, BSV, B 11/3) sind die großen Spielgeräte eingezeichnet und deutlich zu erkennen.
Die Figur eines Spessart Bauern mit gelbbrauner Kniehose, langem grünem Überrock, roter Weste, Halsbinde, Dreispitz und Schnallenschuhen diente für Wurfspiele. Es galt, den Ball in den weit geöffneten Mund zu werfen. Auf der Rückseite der Figur rollte er wieder heraus und wurde in einem „Glückerbeutel“ aufgefangen.
Die Bezeichnung „Maulaff“ geht auf die Redewendung „Maulaffen feilhalten“ zurück, die jemanden bezeichnet, der mit offenem Mund, staunend und untätig dasteht. Sie leitet sich vermutlich vom plattdeutschen Dialekt ab: „er hält dat Mul apen“ – „er hält das Maul offen“.
In einer Rechnung über die Ausgaben für den Park Schönbusch (Staatsarchiv Würzburg) aus dem Jahr 1778 sind die beiden Bildhauer Ernst Hofmann (1736 – 1790) und Josef Anton Baumgärtner (1754 – 1822) als Hersteller von in Holz gemachten Pferden, einem Wagen und eines Vogels genannt, weshalb ihnen auch der „Maulaff“ zugeschrieben wird.
Als der kurfürstliche Besitz aufgelöst wurde, erwarb 1811 Freiherr von Mergenbaum das Hofgut des Parks und damit auch die Figur. Als sein Nachlass 1846 öffentlich versteigert wurde, kam der „Maulaff“ in Besitz von Gerbermeister Klement Kitz.
Der nächste Eigentümer wurde ein Oberlandesgerichtsrat in Augsburg, der die Figur bereits erstmals vor 1912 an das Stadtmuseum seiner Vaterstadt übergeben hat und von dessen Nachfahren sie heute immer noch als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt wird. (Aschaffenburger Zeitung vom 14.8.1912)
Laut Aschaffenburger Zeitung von 1912 war der „Maulaff“ schon damals zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden und ist noch heute eines der populärsten Objekte, das bei allen Führungen vorgestellt wird und welches nahezu jedes Kind in Aschaffenburg kennt. Zudem lebt der „Maulaff“ ab und zu auch als Pantomimen-Figur in der Fußgängerzone weiter…
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