Großformatig und farbenprächtig: die Tapisserien von Karel van Mander
Im Jahr 2016 erhielten die Museen der Stadt Aschaffenburg zwei großformatige Tapisserien aus der Alexander-Serie von Karel van Mander d.J. (1617/1619) als Dauerleihgabe vom Bundesamt für zentrale und offene Vermögensfragen in Berlin.
Es handelt sich dabei um zwei ausgesprochen fein und detailliert gearbeitete Gobelins, von nicht unerheblichen Bedeutung, zudem mit einer interessanten Sammlungsgeschichte, deren Pendants, zwei weitere Stücke aus diesem sgn. Alexanderzyclus, sich im Rijksmuseum in Amsterdam befinden.
Über ein Jahr dauerten die Restaurierungsarbeiten in Berlin, die vor einer Präsentation in Aschaffenburg dringend erforderlich waren.
Es ist davon auszugehen, dass die Tapisserien über die Jahrhunderte in Gebrauch waren und frei an den Wänden hingen und sicher selten gereinigt wurden. So dass die vorliegende starke Verschmutzung nachvollziehbar ist. Oberflächenschmutz, der tief im Gewebe saß, verkrustete Fasern und Wasserschäden erforderten eine gründliche Reinigung, bevor die eigentliche Restaurierung beginnen konnte. Nur wenige Firmen sind auf die Reinigung großformatiger, historischer Teppiche spezialisiert. Unsere Teppiche wurden dazu nach Mechelen, Belgien transportiert und dort in einem schohnenden Aerosolverfahren gereinigt.
Da für die Färbung von Wolle und Seide hauptsächlich pflanzliche Farbstoffe verwendet wurden, sind die Farben von Gobelins besonders lichtempfindlich. Auch bei unseren beiden Tapisserien sind die Farben ausgeblichen, doch für ein Alter von über 400 Jahren noch ausgesprochen brillant. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass bei besonders feinen Farbübergängen, z.B. in den Inkarnaten mit einem dünnen Farbauftrag nachgearbeitet wurde.
Weitere Schadensbilder sind gebrochene Wollfäden, ausgefallene Seidenfäden, geöffnete Webschlitze und unzählige gestopfte Löcher, also auch zahlreiche alte Reparaturen, die wiederum zu neuen Schäden führten. Die Rückseite zeigte zahlreiche Flicken, mit welchen die Stopfungen hinterfangen wurden.
Bei der Restaurierung wurden sämtlich alte Flicken auf der Rückseite entfernt, alte Stopfungen gelöst und vorsichtig entfernt. Die nun wieder entstandenen Löcher wurden mit einem Trägergewebe hinterlegt und mit feinen Spann- und Überfangstichen fixiert. In ähnlicher Weise wurden lose Kett- und Schussfäden gesichert.
Für die neue Präsentation liegen die Tapisserien nun auf einem leicht schrägen Podest auf, so dass die Zugkräfte die sich allein durch das Gewicht des Teppiches ergeben und auf das brüchige Textil wirken, abgefangen werden können. Außerdem wurde auf die Verwendung von schadstoffarmen Materialien geachtet.
Die beiden Tapisserien sind nun zentrale Objekte in der Kabinett-Ausstellung „Museumsgeschichte(n) – Von den Wegen der Dinge ins Museum“ im Städtischen Schlossmuseum.