Hermann Nitsch, Schüttbild mit Malhemd, 2010, Öl mit Blut auf Jute, 200 x 300 cm 7) Hermann Nitsch, Schüttbild, 2014, Acryl auf Jute, 140 x 100 cm, Sammlung Jaegers, © Hermann Nitsch, VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Nitsch Foundation, Wien
Hermann Nitsch. Mythos Passion. Mit Werken der Sammlung Jaegers
International bekannt und vieldiskutiert wurden Nitschs seit Ende der sechziger Jahre in den USA und Deutschland durchgeführten Aktionen. 1971 gelang ihm der Ankauf des niederösterreichischen Schlosses Prinzendorf aus dem Besitz der Kirche, wo Nitsch im Zuge größer angelegter Aktionen auch seine Vorstellungen von der Musik zu seinem Theater verwirklichte. Bei den Aktionen wurden Lärmorchester, Schreichöre und elektrisch verstärkte Instrumente eingesetzt.
Häufig finden sich an zentraler Stelle im Gemälde seine eingefügten Malhemden, so dass der Künstler in seinen Werken präsent bleibt und als Mittler zwischen seinem künstlerischen Werk und den Betrachtern auftritt. Assoziationen zum Schweißtuch der Veronika, in dem sich nach christlicher Überlieferung das Antlitz Christi abgebildet hätte, sind bewusst gesetzt. Nach Gastprofessuren an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main und der Hochschule für bildende Künste Hamburg, unterrichtete Nitsch seit 1989 bis zu seiner Emeritierung an der Städelschule eine Klasse für Interdisziplinäre Kunst.
Das Lebenswerk des 1938 in Wien geborenen Aktionskünstlers hat erst dieses Jahr wieder eine besondere Ehrung erfahren: Auf Einladung der Bayreuther Festspielleitung hat Nitsch das diesjährige Bühnenbild
der Wagner-Oper „Walküre“ gestaltet. Großformatige Schüttbilder, die sowohl als Studien im Vorfeld wie auch bei der eigentlichen Aufführung entstanden sind, haben bereits Eingang in die Sammlung des aus Aschaffenburg stammenden Privatsammlers Dr. Gunther Jaegers gefunden und werden erstmals in einer
Ausstellung zu sehen sein.
Für den Künstler, der weltweit in den wichtigsten Museen Ausstellungen hatte und dessen Werke Eingang in deren Sammlungen gefunden haben, ist es besonders reizvollseine von Kritikern fälschlicherweise oft nur als „blasphemisch“ abqualifizierten Arbeiten in einem Kirchengebäude präsentieren zu können. Gerade dieser Umstand dürfte zu einer idealen künstlerischen Symbiose im Sinne des Gesamtkunstwerkes werden.
20.11.2021 bis 27.02.2022