Albrecht Dürer, MELENCOLIA I, Kupferstich, 1514, Museen der Stadt Aschaffenburg (Dauerleihgabe der Staatlichen Graphischen Sammlung, München), Foto: Museen der Stadt Aschaffenburg (beschnitten)
Albrecht Dürer - MELENCOLIA I
Das kleine Blatt zählt zu den größten Kostbarkeiten unserer Graphischen Sammlung und war letztmals 2003 ausgestellt. Es stammt aus der Sammlung von Friedrich Carl Joseph von Erthal, Kurfürst und Erzbischof von Mainz und Fürstbischof von Worms, der 1802 in seiner Residenz Aschaffenburg starb. Die Sammlung ging in das Eigentum des Freistaats Bayern über, verblieb jedoch als Dauerleihgabe in Aschaffenburg.
Dürers Hauptwerk ist zugleich einer der Höhepunkte der europäischen Kunstgeschichte. Es gibt weltweit keine Druckgraphik, über die mehr geschrieben wurde – fast jährlich erscheinen neue Abhandlungen dazu. Das liegt vor allem daran, dass ein definitiver Bildsinn bislang nicht gefunden wurde, es aber unzählige, teilweise kontroverse Deutungsansätze gibt.
Das Thema des Kupferstichs entstammt der medizinisch-astrologischen Lehre von den vier Temperamenten. Demnach steht die Melancholie für Begriffe wie Schwermut, Schmerz und Traurigkeit. Im Mittelalter noch mit der Todsünde der Trägheit gleichgesetzt, bekommt die Melancholie im Zeitalter von Renaissance und Humanismus nun auch positive Qualitäten. Denn der grüblerische Mensch ist oft auch der schöpferisch Begabte, von Selbstzweifeln Gequälte – es geht also letztlich auch um Dürer selbst: Lange bevor der Begriff des „Genies“ im 18. Jahrhundert in die Kulturgeschichte tritt, hat Dürer an sich und seinem Werk schon beobachtet, dass er Fluch und Segen zugleich bedeuten kann.
21.05.2021 bis 23.08.2021